Gedichte 1999

 

 Sonnenkind

Sonnenstrahlen, klitzeklein,
wollen in Dein Herz hinein,
möchten, daß Du fröhlich lachst,
ganz verrückte Sachen machst,
mit den Sternen fangen spielst,
Dich in ihre Herzen stiehlst.

Sonnenstrahlen, warm und lange
machen graue Menschen bange.
In Deinen Augen sehen sie
ganz viel Sonnenenergie
und Dein Lachen ganz allein
taucht die Welt in Farbe ein.

Sonnenstrahlen bleiben Dir
auch bei Nacht, so glaube mir.
Mit tausend Silberfäden, fein,
webt Mond die Welt in Träume ein
und nützt dabei, Du glaubst es nicht,
das reflektierte Sonnenlicht!

So bleib' der Sonne ewig treu.
Sie macht die Welt am Morgen neu
 und in der Nacht mit Mondlicht frei
für Traum, Hoffnung und Zauberei.

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Durch den Wind

Fliegen und Tanzen
wie Blätter im Wind.
Spielen und lachen,
unbeschwert wie ein Kind.

In Tränen ausbrechen
wie die Quelle aus dem Stein
und wüten, mitreißen,
dem Sturm nahe sein.

Am Ende frei, fallen.
Ein einsames Blatt
fand, vom Wind vergessen,
Frieden an seiner statt.

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Narrentanz

Ich liebe und lebe
und springe und strebe
dem Licht entgegen
und grinse verwegen,

und bin doch nur Schatten
der Zeit, die wir hatten
und will doch nur leben
und Liebe Dir geben,

und tanze den Tanz
der Ziellosigkeit
und bin doch nur ganz
alleine zu zweit.

 

Feuerläufer

Ich wandle baren Fußes auf brennenden Pfaden,
doch die Flammen, die Flammen berühren mich nicht,

denn ich laufe und tanze und springe und trabe
nur auf dem Licht, nur auf dem Licht.

 

Der Sieg ist mein!

Wehende Fahnen im Herzen,
zu viel Freude, um glücklich zu sein,
und in meinen Augen, dutzende Kerzen.
Der Sieg ist mein. Der Sieg ist mein. Der Sieg ist mein!

Durch die Gärten rennen, über Zäune springen,
es allen erzählen, jedem Busch, jedem Stein,
ich will es tanzen und schreien und Singen:
Der Sieg ist mein. Der Sieg ist mein. Der Sieg ist mein!

Mit flammenden Zeichen in den Himmel schreiben:
Nie mehr allein. Nie mehr allein. Nie mehr allein!
Erst dann kann ich’s glauben, nur dann wird es bleiben.
Der Sieg ist mein. Du bist mein. Ich bin Dein!

 

Heut verlor ich

Heut verlor ich ein Gedicht.
Ich schrieb‘s wohl auf, doch ist es nicht

mehr in mir,  vielmehr, was mich quält
entschwunden, ward nie mehr erzählt.

Heut verlor ich einen Freund.
Ich hab einmal zu oft versäumt

zu sagen, wie stolz er mich macht,
einmal zu oft ihn ausgelacht.

Heut verlor ich Dein Vertrauen.
Ich bin ganz einfach abgehauen

und ließ dich unachtsam im Stich.
Jetzt bleibt mir ganz allein noch  Ich.

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Gedanken zum Millenium

Menschenmassen wälzen sich
der Neuen Zeit entgegen.
“Was soll der Unsinn?“ frag ich mich
und schleich auf eignen Wegen.

Am Ende kommen alle
doch nur im Morgen an.
Sie gingen in die Falle,
und Du gingst stolz voran.

Ich schreit allein, besonnen,
durch die alte Zeit,
der Weg ist gar nicht weit,
er hat grad erst begonnen.

 

Ansichten

Sie rufen: „Egal, auf welchen Pfaden du wanderst,
in der neuen Zeit, da wird alles anders.

Ich sage: „Egal, welche Wege Du gehst,
wird am Ende doch alles, wie Du Dich verstehst.“

 

Der Joker

Sprich all die Zauber, alt und neu,
ruf alle Geister, die Dir treu
ergeben sind, beschwör die Macht
von Licht und Dunkel, Tag und Nacht,
es hilft Dir doch nicht, denn ich gehe
nicht eher, als daß ich verstehe.

Zürne nur, zeig Deine Wut,
den Haß auf mich, in dessen Glut
Du selbst verbrennst und Dich verzehrst,
die Flamme durch Dein Selbst ernährst,
was bringt es Dir, wenn Du vergehst?
Ich bleib ja doch, bis Du verstehst.

Verfluch mich nur, verteufle mich,
letztendlich ist es lächerlich,
denn uns're Lust und Gauklerei
ward uns am Ende einerlei.
Wir haben doch nur Spaß gemacht,
doch, seltsam, keiner hat gelacht.

So sprich die Zauber, ruf den Blitz,
verwandle mich in einen Witz
so unbedeutend, schnell erzählt
daß er Dich nicht mehr länger quält.
Ich bleib, egal, wie Du es drehst,
bis auch DU diesen Witz verstehst.

 

Deiner Träume Asche

Auf den Weg der Zeit gestreut,
ein Hauch von Asche,
vom Wind verweht,
vergeht.

Deiner Träume Asche ist es, die
unhörbar laut sich über
das Land verteilt,
verweilt.

Enteilt bist Du schon lange,
verbrannter Bilder Spur
den Weg bedeckt,
versteckt,

erweckt.

 

Schwertstreich

Du nahmst das Schwert namens Sarkasmus,
lang, scharf, unausweichlich,
hobst es an und schwangst es
im weiten Kreise um Dich.

Feind fiel. Freund fiel, alle,
je näher um so Schmerz.
Die einen traf's im Geiste,
nur mich, mich traf's ins Herz.

    Bin ich Freund
                          oder
                                 bin ich Dein Feind?
    War's ein Fehlschlag
                                   oder
                                           war ich gemeint?

Ich soll Dich nicht ernst nehmen? Scheiße, Du bist
mir ernst, also, bitte, hör auf mit dem Mist.

 

Vielmehr

Du bist nicht wenig
für mich, viel mehr
ein Hauch von Ewigkeit.

 

Das ist es Wert

Du lebst nur einmal.
Du liebst vielleicht nie.

Doch triffst Du die Eine,
so ist es Magie

Du stirbst tausend Tode
durch eine wie Sie,

und lebst doch nur einmal.
Verschenke das nie.

 

Licht

Licht berührt mein Herz,
sendet strahlen der Hoffnung,
wirft Schatten der Angst.

Einer trifft mich,
lähmt mich.

Gefangen im Zwielicht.

 

Ein Abenteuer

Mit Riesen gekämpft, mit Zwergen gehandelt,
gar mit einer lieblichen Fee angebandelt,

mit Donner gestritten, mit Sturm gerungen,
mit uralten Geistern das Leben besungen,
am Ende sogar noch den Drachen bezwungen,
wahrlich, es ist mir gar vieles gelungen.

Doch dann zerrann mir mein Glück in der Hand.
Ich fand die Prinzessin ohnmächtig am Rand
der Drachenhöhle, ihr gold'nes Gewand
bedeckte sie träge wie Wüstensand.

Sie erwachte, sah mich und schrie entsetzt,
nicht etwa so etwas wie "Seid ihr verletzt?",
sondern "Igitt, eure Kleidung, zerfetzt,
mit Blut besudelt, von Schwefel durchsetzt!"

"Ein Held wollt ihr sein? Nun, nicht der meine.
Ihr stinkt und seid schmutzig, also, zieht Leine!"

Nun gut, dacht ich mir, so wie ich das seh',
tut diese Frau mir doch am Ende mehr weh
als ich dem Drachen, was soll's, ich geh,
adellos glücklich, zur lieblichen Fee.

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Nachtmahr

Er hält Dich,
 von hinten eng umschlungen,
seine Arme, wie Taue
um Deine Hüfte gewunden,
sein Atem, brennend heiß
in Deinem Nacken.

Er schmiegt sich an Dich
wie ein Liebender,
wie die Schlange,
wie ein Schatten...

Du erbebst,
vor Lust,
vor Angst,
drehst Dich um,
seinen Blicken zu begegnen,
jedoch....

Da ist niemand.

Dieses mal.

 

So bin ich

Ich bin kein Held,
nur, vielleicht, mutig.

Bin auch kein Berserker,
nur, manchmal, wutig.

Bin nicht Casanova,
nur, meistens, ich.

Bin nicht wirklich lieb,
nur, eben, Dich.

 

Schöpfung

Dunkelheit ist die Mutter von allem.
Sie ist der Ursprung.

Licht ist der Vater von allem.
Er ist die schöpferische Kraft.

Und wir, ihre Schatten,
tanzen mitten unter ihnen.

 

Stille

Inmitten von allem entspringt
der Eine
dem Dunkel, und er ist
schön, unfaßbar,
unwirklich ist sein Glanz,
so grazil wie der Tod.

Du spürst ihn kaum,
nur seinen Ruf, der
lautlos
in Dein Herz eindringt,
Deine Seele verrät.

Er verführt Dich,
spielend,
tanzt mit Dir
zu der Musik der Stille,
dem Takt des Todes.

Der Eine ist gekommen,
um Dich zu holen,
in die Dunkelheit,
die ewige Nacht,
oder
den Tod.

Wer vermag das schon zu sagen?

 

Gespräch

- Was sind tiefe Augen für dich?

- Augen, in die ich eintauchen kann
mit meinem Blick,
meinen Gedanken,
meinem Wesen,
in denen ich mich verlieren kann
für die Ewigkeit, auch wenn sie
nur einen Augenblick dauert.

- Hört sich sehr schön an.

- Ist es auch.
Das mit Schönste.
Fliegen ist schöner.
Hinfliegen nicht.
Fliegen geht nur
in den Armen von Menschen
mit tiefen Augen.
Hinfliegen geht schnell,
wenn sie dich loslassen,
ohne Vorwarnung.
Das ist das Risiko mit tiefen Augen:
Sie sind unergründlich.

- Ja stimmt, ein Partner der sich beim Abschied
nach dir umdreht
und dir in die Augen schaut,
verläßt dich nur für kurze Zeit, doch der,
der es nicht tut
verläßt dich für immer...
...früher oder später.

 

Ferne Sterne

„Woran denkst Du?“
fragt sie mich.

„An vergangene Zeiten
und zukünftige Sterne.“
Sehnsucht trägt meine Worte.

„Was sind das für Sterne?“
fragt sie mich neugierig.

„Wenn ich das wüßte,
wären es keine Sterne mehr.“
sage ich
und blicke dabei in
Sternenfeuer von Augen, so fern
das Verständnis sie niemals
erreichen wird.

 

Am Ende

Und eines Tages,
wenn die alten Trommeln schlagen
und die vier allumfassenden Reiter
die Welt zu grabe tragen,

da werden sie sich alle erheben,
groß und klein,
alt und jung,
arm und reich,
häßlich und schön
klug und dumm,
Mann und Frau,
Tod und Leben,

wie ein Wesen
werden sie ihre Münder öffnen,
ihre Stimmen erheben,
und durch alle Zeiten hindurch
wird ein Ruf erschallen,
der die Erde erbeben läßt:

„Ich Bin Gott“

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Flügel

Flügel aus Federn
haben nur
Vögel und Engel.
Beides bin ich nicht.

Flügel aus Wachs
würden schmelzen,
käme ich der Sonne zu nahe,
oder Dir.

Flügel aus Eisen
würden halten,
doch sind sie zu schwer
und ich zu schwach.

Flügel aus Träumen
mögen mich tragen
bis der Morgen mich einholt
und das Erwachen mich fallen läßt.

 

Gradwanderung

Hier gehe ich nun
auf der Schwelle zur Nacht,
vor mir nur Dunkelheit,
hinter mir, Zwielicht.

Kann nicht nach vorne eilen,
kann nicht zurück,
kann auch nicht stehen bleiben,
nur, Stück für Stück
den Schatten folgen,
vom Gestern ins Morgen
vom Licht ins Dunkel,
vom Jetzt ins Hier,

und beten: "Oh, sterbende Sonne, bleib
bei mir, und Du, fahl
leuchtender Mond, bleib zurück."

... das Jetzt gibt es kaum,
das Hier weicht kein Stück.

 

Breakdown

Did you hear the cry
of the woman in the wall?
Did you recognize her voice,
did you answer her call?

Did you try to remove
every stone, every brick?
Did you do it with your bare hands,
or did you use a stick
or a bar or a hammer,
a panzer, maybe?
As the dust laid down,
tell me, what did you see?

You saw nothing, noone.
She was already gone.

 

Aufgabe

"Bezwinge die Mauer!"
ruft eine Stimme mir zu.

Na gut!

Erster Versuch: Klettern.
Doch die Wand ist zu glatt
und ich zu ungelenk.

Zweiter Versuch: Überspringen.
Eine Mauer, die bis in den Himmel ragt?
Nächster Versuch.

Dritter Versuch: Übergehen.
Netter Versuch, hätte fast geklappt,
jedoch, die Mauer ist ignoranter als ich.

Vierter Versuch: Mit dem Kopf durch die Wand.
Der Klügere gab nach.
Ergebnis: Kopfschmerzen.

Letzter Versuch: Weggehen.
...und ich gehe
und laufe
und springe
und komme, irgendwann
auf der anderen Seite der Mauer an.

 

Fernweh

Manchmal ist das Licht der Sterne
mehr Wert als Glanz von Diamant.

Manchmal wird der Wert der Ferne
vor lauter Nähe glatt verkannt.

 

Nachwehen

Nie
wieder
Sehnsucht
Hoffnung
Einmal
ist
Keinmal
zu
wenig

 

Frühmorgens

Nur ein letztes mal Dein Haar berühren,
Deine Lippen kosten, einen Hauch
Deines Lebensatems an mir spüren,
Deine Wärme, laß mich sanft verführen,
ist so schnell verflogen...  
  ... wie Du auch.

 

Du und die Rose

Ich siehe die Rosen
in Deinen Tränen.
Ihre Dornen zerkratzen Dein Gesicht,
graben tiefe furchen in die weiche Haut.

Alt bist Du geworden.
Die Rosen sind verblüht,
ihre Dornen  brüchig.
Tausend kleine Falten zieren
Dein Gesicht wie Narben
aus dem Kampf gegen die Zeit.

Nur,
manchmal, wenn Du lächelst,
da scheinen sie zu verschmelzen,
wie Blütenblätter...
und ich denke, vielleicht
habt Ihr ja doch
euren Weg gefunden,
Du und die Rose.

 

Traumgedicht

In meinen Armen liegst Du, warm, zerbrechlich.
Dein Körper, unerforschtes, fremdes Land,
bewegt sich sanft, wie Wellen, unermeßlich
zärtlich gleitet er durch meine Hand.

Ich kenn' Dich kaum, und daß wir hier nun liegen,
verdanken wir des Schicksals wirren Geist.
Das flüstern Deines Atems läßt mich fliegen,
so lang, bis mich der Traum von dannen reißt.

Was morgen ist, wer weiß das schon zu sagen,
mag sein, der Wind der Sehnsucht treibt mich fort,
vielleicht laß ich mich auch von Wellen tragen
zu dem von Sinnlichkeit erfüllten Ort.

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Phantast

Meine Seele
lechzt nach dem Prozeß
der Schöpfung,
schreit und windet sich.

Mein Geist
ist ruhig und besonnen,
lauert regungslos und still.

Mein Gesicht
lächelt
friedlich.

Mein Herz singt...

Und schuldlos träume ich
davon.

 

Einlaß

Und wenn Du Dich auch wehrst vor der Erkenntnis,
die Festung, Deinen Geist, vor ihr verschließt,
die Tore, Deine Ohren, mit geballten
"Nein" und "Niemals" unpassierbar machst,

und wenn Du auch mit noch so vielen Worten
Fallen aufstellt in dem Feld der Seelen,
das Land der Wahrheit tausendfach verminst
mit kleinen Lug und Trug und Illusion,

und wenn Du auch die Grenzen Deines Seins
noch so breit und fest und hoch ummauerst,
selbst, wenn Du Dich zurückziehst und ganz klein
in unerreichbar ferne Winkel kauerst,

so hilft es nichts. Die Wahrheit, sie ist längst
in Dir gefangen, will doch einfach nur
hinaus aus diesem tristen Grau in Lüge
und funkelnd schillernd Leben für Dich Sein.

Komm, laß Dich ein.

 

Was wäre schlimmer?

Wenn Du des Nachts durch einsame Straßen streifst
und Deine Schritte hohl Dir folgen wie ein Fremder,
wenn der Nebel kalt Dir in den Nacken haucht
und der Wind dich berührt wie Spinnweben so fein,

wenn Du vermeinst, ein Lachen zu hören,
zart wie Kristall, und doch viel zu schrill,
um liebevoll zu sein, oh nein, nicht mal menschlich,
eine Katze vielleicht, oder ein Geist,

wenn die Schatten lebendig werden, und Du glaubst
Bewegung zu sehen, wo kein Leben ist,
wenn viele tausend Stimmen zu Dir flüstern,
nicht nur Deinen Namen, oh nein, nur nicht

umdrehen, denn, wer weiß, vielleicht
stehe ich
ganz dicht
hinter Dir
und flüstere
"Bleib bei mir..."

... vielleicht aber auch nicht.

 

Der Preis des Sieges

Der Preis des Sieges ist...

Ich kenne das Spiel,
die Regeln, den Einsatz,
die Chancen, die Tricks
und die Fallen,
ja, auch
die Fallen voll Krallen
und Nägeln und Neid
und wie man sie stellt
und schreit, wenn man fällt...

ich weiß wohl zu spielen,
ich kenne den Wert
von Stil, Eleganz,
und all diesen Masken,
die nur dazu dienen
um heimlich, im stillen
Ränke zu schmieden...

ich weiß, wann ich lächeln muß
und wann ich Überdruß
zeigen soll, oder toll
toben kann, dann und wann...
alles hier, nur ein Spiel,
und ein Ziel, jeder weiß,
es winkt ein Siegerpreis...

... jedoch...

...in meinen Armen liegt die Trophäe.
Doch, nehmt mal an, daß ich sie verschmähe...

... was dann?

 

Jeder Tropfen...

Lügen tropfen
von der Decke der Heiligkeit
in den Tümpel des Scheins.

Jede hinterläßt im Fallen
ein kleines winziges bisschen
Einsamkeit.

Als ich Dein Reich betreten will,
ist der Eingang versperrt;
Gitter aus Tropfgestein.

 

Zweizeiler

Zeile für Zeile komm ich Dir näher.

Wort für Wort stiehlst Du Dich davon.

 

Nachricht am Treffpunkt

Ich warte auf Dich
mit einem Lächeln
Funkeln in den Augen
Strahlen vor Freude
Rose im Herzen

die Zeit vergeht fliegend zäh
zeitig kamst Du nicht
vielleicht pünktlich
hoffe ich und gedulde mich
die Rose welkt

ich warte auf Dich
nicht mehr lange denn
die Rose ist verblüht
ich werde gehen
eine neue suchen

doch ich komme wieder
also wenn Du dies findest
bevor ich Dich finde
bitte
warte auf mich.

 

Kette des Lebens

Du atmest
Du lebst
Du liebst

Du träumst

Du glaubst
Du hoffst
Du zweifelst

Du suchst

Du leidest
Du blutest
Du stirbst

Du ruhst

Du schläfst
Du erwachst
Du schreist

Du atmest

 

Hoffnung und Angst

Wir sprechen uns fast
jeden Tag
daß heißt, sie spricht zu mir,
ich höre zu.

Wir sehen uns fast
jede Woche,
doch meistens sehe ich sie an
und sie durch mich hindurch.

Wir kennen uns nun schon
so lange, nur,
ich erkenne sie,
sie verkennt mich.

Wir verlieben uns,
manchmal ineinander.
Dieses Gefühl,
sie läßt es zu,
ich lasse es fließen.

Wir sind gleich
Hoffnung und Angst,
schließen einander aus,
und können doch
ohne den anderen
nicht sein.

 

Nachtwandler

Die Nacht geleitet uns. So höre doch
ihre Stimme, wie sie leise flüstert
mit dem Wind, und manchmal, wenn es still ist
mit den Sternen unbegrenzter Zahl.

Bleib' dicht bei mir, ich möchte Deine Wärme
spüren, wie das Leben durch Dich strömt.
Schau hinauf. Der Mond schenkt uns sein Lächeln...
Nun ja, er hat wohl keine andre Wahl.

Doch dort drüben, sieh nur, fällt ein Stern.
Noch im sterben zieht er seinen Glanz
glühend um die Erde. Oh, wie gern
nähme ich ihm diesen letzten Tanz.

Leg Deine Hand in meine, keine Angst.
Ich tu Dir nichts, bin doch nur wie die Nacht.
Verberge viel, laß manches heller leuchten
im Sternenfeuer Deiner Augen Glanz.

 

Sinn und Sinnlichkeit

„Ist es sinnvoll?“ fragst Du mich. Fürwahr
ist Sinn für mich ein gänzlich fremdes Spiel,
sucht es doch am Ende, wie bizarr,
nur sich selber noch als wahres Ziel.

Doch auf Ewig immer nur im Kreis
sich drehen, niemals wirklich nah noch fern,
mag mir nicht gefallen, denn ich weiß,
nur der Narr erreicht zum Schluß den Stern.

Ist es Sinnvoll? Nein, das vielleicht nicht,
liebevoll schon eher, auch verträumt.
Sinn geht mit sich selber zu Gericht
und hat dabei die Sinnlichkeit versäumt.

 

Streit

Tränen, die ich nicht weine
vergiften mich innerlich.
Worte, die ich nicht sage
verätzen meine Kehle.
Dinge, die ich nicht tue
sind inmitten der Bewegung
eingefroren, kein Weg nach vorne,
keiner zurück.

Ich stehe vor Dir,
sprachlos, den Tränen nahe,
unfähig, mich zu rühren,
aufrecht.

Du weinst nicht,
Du schreist,
hebst Deine Hand zum Schlag
und läßt sie wieder sinken.

Wir haben beide verloren,
ein Stück vom anderen,
ein Stück vom Selbst.

 

Netz aus Blüten

Ein Netz aus Blüten gesponnen,
mit Worten schöngemalt
fein sorgfältig ersonnen,
durch Blut und Leid bezahlt.

Sie werden es nicht sehen,
mir in die Falle gehen,
denn ich kann sie verstehen,
hör ihr verstecktes Flehen...

Ein Netz gewebt so zart,
daß keiner ihm entrinnt,
vor Lug und Trug bewahrt...
... zerrissen, durch den Wind.

 

Versetzt

Die drei schönsten roten Rosen
erblühen nun in einer Vase
nahe dem Eingang,
öffnen zaghaft ihre Köpfe.

Sie werden welken,
früher oder später,
in meiner Vase oder
in Deinen Händen.

 

An Dich glauben

Wieder kommst Du zu mir,
nimmst mich in Deine Arme.

Zärtlich streichelst Du mein Haar,
küßt meine Tränen.

Du sagst, Du liebst mich
immer noch,
immer mehr,
für immer und
ewig.

Ich weiß, Du lügst,
Du wirst wieder gehen,
den Teil mit Dir nehmen,
der mich ganz macht...

...und doch, ich kann nicht
anders als an Dich glauben.

 

Ruhe im Frieden

Ruhet in Frieden,
alte Gefühle,
zu Grabe getragen
zwischen die Stühle.

Ruhe im Frieden,
aus und vorbei,
kein Grund mehr zu streiten.
Endlich frei!

 

Erkenntnis zum Schluß

Sie sieht mich nicht, geflissentlich
blickt sie an mir vorbei.
Zwar redet sie mir fröhlich zu,
doch ist ihr einerlei,
daß meine Augen, tränenblind
nach einer Lücke suchen,
und meine Lippen, stumm und starr
die Wand um sie verfluchen.

Sie liebt mich nicht, das weiß ich wohl,
sie sagt es mir so oft,
und doch, als sie mir nahe war,
da habe ich gehofft,
daß hinter dieser Wand aus Stein
die kleine Flamme brennt
und daß ihr Mund in Jahr und Tag
mich noch mit Liebe nennt.

So sitzt ich hier und lausche stumm
auf das, was sie erzählt
und frage mich, weiß sie denn nicht,
wie sehr sie mich jetzt quält,
da sie in meinen Armen liegt,
wie kalter Stein sich rauh
an meine weiche Seele schmiegt...

... sie weiß es ganz genau!

 

Paradox?

Still bist Du
und schweigsam,
obwohl Du quasselst
wie ein Wasserfall.

Denn selbst, wenn Du
ruhig bist,
prasselt pausenlos
das Ungesagte auf mich ein.

 

Grabschändung

Hier sitze ich zwischen den Stühlen
und habe nichts besseres vor
als sinnlos im Dreck zu wühlen.
Ich suche nach alten Gefühlen,
die ich hier vor Zeiten verlor.

Ich buddle und wühle und grabe,
und finde am Ende doch
nicht einmal die winzigste Gabe
in diesen Gefühlsgrab. Jetzt habe
ich um mich und in mir ein Loch.

 

Nacht am See

Weißt Du, wenn ich die Augen schließe,
kann ich all dies spüren...

... die beruhigende Tiefe des Wassers,
die unendliche Geduld der Bäume,
das uralte Licht der Sterne,
die atemlose Stille der Luft...

... Deine Wärme ...

... die Elfen, wie sie,
in den Baumwipfeln sitzend
sich unsere Geheimnisse zuflüstern
und auch
die Gnome. Sie lugen unter den Wurzeln hervor
und wetten um Töpfe voll Gold
ob wir nun Freunde sind
oder doch ein Liebespaar
oder beides...

... Deine Träume ...

... die Musik der Stille. Weißt Du,
man kann sie nicht hören, denn sie liegt
knapp außerhalb dessen, was wir vernehmen.
Doch wenn Du die Augen schließt
und selbst still wirst,
kannst Du spüren, wie sie
in Deiner Seele schwingt...

... Deine Gedanken ...

... den Frühling, wie er
in jedem Ast, jedem Halm, jeder Knospe
lauert auf den Kuß
des Lebens...

... Deine Sehnsucht ...

... die Zeit, wie sie staunend verharrt,
die Sekunden, wie sie lautlos fallen,
von uns abprallen,
versiegen,
die Unendlichkeit des Augenblicks,
zwei Seelen, die sich zärtlich berühren
zum Tanz verführen,
und fliegen ...

... Deine Liebe.

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Seltsam...

„Seltsam...“ beginne ich,
um das Schweigen zu durchbrechen,
und verstumme gleich wieder,
erstickt von der Stille, denn
so vieles könnte folgen,
zu vieles.

Da ist er wieder,
dieser mißtrauische Blick,
und Du fragst:
„Was ist seltsam?“

Hilflos zucke ich die Schultern.
„Ach, nichts.“

... und zu meiner Überraschung nickst Du,
ganz so als wolltest Du mir zustimmen.

Ja, seltsam, dieses Nichts,
das uns
so tief verbindet,
so erbarmungslos trennt.

 

Antworten

Allein in die Dunkelheit
fällst Du ohne Halt.
Angst vor dem Aufprall
oder, noch erschreckender,
Angst vor dem ewigen Fall.

Du sagst, ich kann Dir
keinen Halt mehr geben.
Das tat ich nie.

Du dachtest, Du kannst mich
nicht halten, und doch
blieb‘ ich bei Dir.

Du meinst, ich lasse Dich
fallen, hörst kaum
die flüsternde Stimme.

„Ich glaube an Dich.
Ich weiß, Du kannst fliegen.
Du mußt es nur wollen,
die Ängste besiegen.“

Und zärtlich umfangen Dich
Schwingen der Nacht,
die Abendluft trocknet
sanft Deine Tränen.

Fällst Du oder fliegst Du?
Nur Du kannst entscheiden.
Fliegst Du, dann bin ich
der Mond und die Sterne.
Fällst Du, so bin ich
die Dunkelheit.

 

Herbstnebel

Nebel steigt lautlos über das Tal,
verschluckt die Sonne, zerbricht den Strahl,
nimmt Himmel und Erde mit eiskalter Hand
die Farben, hüllt sie in sein graues Gewand.

Nebel steigt lautlos über das Tal,
verschluckt die Hoffnung, nimmt Dir jede Wahl,
jede Richtung, hier gibt es kein Hin oder Her,
nur Dich und das Zwielicht, und doch - so viel mehr...

... Schatten und Ratten,
Geister und Meister,
Diebe der Liebe und Liebe der Diebe,
Ziele und Spiele,
Richter und Dichter,
Einsamkeit, Zweisamkeit, Einheit und Freiheit...

Nebel steigt lautlos über die Qual,
verschluckt die Selbstsucht, lockt Dich in das Tal
Deiner Einsamkeit, hier wirst Du neu geboren,
hast in Deinem Wesen Dich endlich verloren.

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So gesehen

Zum Abschied
fast
ein Kuß

Lächeln gehe ich
meiner Wege,
nehme das 'fast' mit mir.

Besser, immerhin
als gar kein Kuß.

 

LeidEndEr

Seit Du gegangen bist,
habe ich Durst.
Doch meine Kehle ist zugeschnürt,
ich kann nichts trinken,
nichts sagen,
nicht weinen,
ausgetrocknet, wie ich bin.

Tausend verschmolzene Tränen
sind ein Fluß,
der mitreißt und runterzieht
bis man ertrinkt.
Tausend gebrochene Worte
sind wie Regen
aus kalten, kristallenen Scherben.
Sie schneiden den Schmerz,
manchmal töten sie
Gefühle.

Seltsam, dieses
aus sich selbst entstehen.
Oder ist es doch eher
auch sich selbst verstehen?

Seit Du gegangen bist
habe ich Hunger.
Essen hilft nicht.
Verhungern werde ich auch nicht.
Am Ende frißt er mich auf,
oder ich ihn.

Blödes Spiel.