Gedichte 1999
Sonnenkind
Sonnenstrahlen, klitzeklein, wollen in Dein Herz hinein, möchten, daß Du fröhlich lachst, ganz verrückte Sachen machst, mit den Sternen fangen spielst, Dich in ihre Herzen stiehlst.
Sonnenstrahlen, warm und lange machen graue Menschen bange. In Deinen Augen sehen sie ganz viel Sonnenenergie und Dein Lachen ganz allein taucht die Welt in Farbe ein.
Sonnenstrahlen bleiben Dir auch bei Nacht, so glaube mir. Mit tausend Silberfäden, fein, webt Mond die Welt in Träume ein und nützt dabei, Du glaubst es nicht, das reflektierte Sonnenlicht!
So bleib' der Sonne ewig treu. Sie macht die Welt am Morgen neu und in der Nacht mit Mondlicht frei für Traum, Hoffnung und Zauberei.
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Durch den Wind
Fliegen und Tanzen wie Blätter im Wind. Spielen und lachen, unbeschwert wie ein Kind.
In Tränen ausbrechen wie die Quelle aus dem Stein und wüten, mitreißen, dem Sturm nahe sein.
Am Ende frei, fallen. Ein einsames Blatt fand, vom Wind vergessen, Frieden an seiner statt.
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Narrentanz
Ich liebe und lebe und springe und strebe dem Licht entgegen und grinse verwegen,
und bin doch nur Schatten der Zeit, die wir hatten und will doch nur leben und Liebe Dir geben,
und tanze den Tanz der Ziellosigkeit und bin doch nur ganz alleine zu zweit.
Feuerläufer
Ich wandle baren Fußes auf brennenden Pfaden, doch die Flammen, die Flammen berühren mich nicht,
denn ich laufe und tanze und springe und trabe nur auf dem Licht, nur auf dem Licht.
Der Sieg ist mein!
Wehende Fahnen im Herzen, zu viel Freude, um glücklich zu sein, und in meinen Augen, dutzende Kerzen. Der Sieg ist mein. Der Sieg ist mein. Der Sieg ist mein!
Durch die Gärten rennen, über Zäune springen, es allen erzählen, jedem Busch, jedem Stein, ich will es tanzen und schreien und Singen: Der Sieg ist mein. Der Sieg ist mein. Der Sieg ist mein!
Mit flammenden Zeichen in den Himmel schreiben: Nie mehr allein. Nie mehr allein. Nie mehr allein! Erst dann kann ich’s glauben, nur dann wird es bleiben. Der Sieg ist mein. Du bist mein. Ich bin Dein!
Heut verlor ich
Heut verlor ich ein Gedicht. Ich schrieb‘s wohl auf, doch ist es nicht
mehr in mir, vielmehr, was mich quält entschwunden, ward nie mehr erzählt.
Heut verlor ich einen Freund. Ich hab einmal zu oft versäumt
zu sagen, wie stolz er mich macht, einmal zu oft ihn ausgelacht.
Heut verlor ich Dein Vertrauen. Ich bin ganz einfach abgehauen
und ließ dich unachtsam im Stich. Jetzt bleibt mir ganz allein noch Ich.
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Gedanken zum Millenium
Menschenmassen wälzen sich der Neuen Zeit entgegen. “Was soll der Unsinn?“ frag ich mich und schleich auf eignen Wegen.
Am Ende kommen alle doch nur im Morgen an. Sie gingen in die Falle, und Du gingst stolz voran.
Ich schreit allein, besonnen, durch die alte Zeit, der Weg ist gar nicht weit, er hat grad erst begonnen.
Ansichten
Sie rufen: „Egal, auf welchen Pfaden du wanderst, in der neuen Zeit, da wird alles anders.
Ich sage: „Egal, welche Wege Du gehst, wird am Ende doch alles, wie Du Dich verstehst.“
Der Joker
Sprich all die Zauber, alt und neu, ruf alle Geister, die Dir treu ergeben sind, beschwör die Macht von Licht und Dunkel, Tag und Nacht, es hilft Dir doch nicht, denn ich gehe nicht eher, als daß ich verstehe.
Zürne nur, zeig Deine Wut, den Haß auf mich, in dessen Glut Du selbst verbrennst und Dich verzehrst, die Flamme durch Dein Selbst ernährst, was bringt es Dir, wenn Du vergehst? Ich bleib ja doch, bis Du verstehst.
Verfluch mich nur, verteufle mich, letztendlich ist es lächerlich, denn uns're Lust und Gauklerei ward uns am Ende einerlei. Wir haben doch nur Spaß gemacht, doch, seltsam, keiner hat gelacht.
So sprich die Zauber, ruf den Blitz, verwandle mich in einen Witz so unbedeutend, schnell erzählt daß er Dich nicht mehr länger quält. Ich bleib, egal, wie Du es drehst, bis auch DU diesen Witz verstehst.
Deiner Träume Asche
Auf den Weg der Zeit gestreut, ein Hauch von Asche, vom Wind verweht, vergeht.
Deiner Träume Asche ist es, die unhörbar laut sich über das Land verteilt, verweilt.
Enteilt bist Du schon lange, verbrannter Bilder Spur den Weg bedeckt, versteckt,
erweckt.
Schwertstreich
Du nahmst das Schwert namens Sarkasmus, lang, scharf, unausweichlich, hobst es an und schwangst es im weiten Kreise um Dich.
Feind fiel. Freund fiel, alle, je näher um so Schmerz. Die einen traf's im Geiste, nur mich, mich traf's ins Herz.
Ich soll Dich nicht ernst nehmen? Scheiße, Du bist mir ernst, also, bitte, hör auf mit dem Mist.
Vielmehr
Du bist nicht wenig für mich, viel mehr ein Hauch von Ewigkeit.
Das ist es Wert
Du lebst nur einmal. Du liebst vielleicht nie.
Doch triffst Du die Eine, so ist es Magie
Du stirbst tausend Tode durch eine wie Sie,
und lebst doch nur einmal. Verschenke das nie.
Licht
Licht berührt mein Herz, sendet strahlen der Hoffnung, wirft Schatten der Angst.
Einer trifft mich, lähmt mich.
Gefangen im Zwielicht.
Ein Abenteuer
Mit Riesen gekämpft, mit Zwergen gehandelt, gar mit einer lieblichen Fee angebandelt,
mit Donner gestritten, mit Sturm gerungen, mit uralten Geistern das Leben besungen, am Ende sogar noch den Drachen bezwungen, wahrlich, es ist mir gar vieles gelungen.
Doch dann zerrann mir mein Glück in der Hand. Ich fand die Prinzessin ohnmächtig am Rand der Drachenhöhle, ihr gold'nes Gewand bedeckte sie träge wie Wüstensand.
Sie erwachte, sah mich und schrie entsetzt, nicht etwa so etwas wie "Seid ihr verletzt?", sondern "Igitt, eure Kleidung, zerfetzt, mit Blut besudelt, von Schwefel durchsetzt!"
"Ein Held wollt ihr sein? Nun, nicht der meine. Ihr stinkt und seid schmutzig, also, zieht Leine!"
Nun gut, dacht ich mir, so wie ich das seh', tut diese Frau mir doch am Ende mehr weh als ich dem Drachen, was soll's, ich geh, adellos glücklich, zur lieblichen Fee.
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Nachtmahr
Er hält Dich, von hinten eng umschlungen, seine Arme, wie Taue um Deine Hüfte gewunden, sein Atem, brennend heiß in Deinem Nacken.
Er schmiegt sich an Dich wie ein Liebender, wie die Schlange, wie ein Schatten...
Du erbebst, vor Lust, vor Angst, drehst Dich um, seinen Blicken zu begegnen, jedoch....
Da ist niemand.
Dieses mal.
So bin ich
Ich bin kein Held, nur, vielleicht, mutig.
Bin auch kein Berserker, nur, manchmal, wutig.
Bin nicht Casanova, nur, meistens, ich.
Bin nicht wirklich lieb, nur, eben, Dich.
Schöpfung
Dunkelheit ist die Mutter von allem. Sie ist der Ursprung.
Licht ist der Vater von allem. Er ist die schöpferische Kraft.
Und wir, ihre Schatten, tanzen mitten unter ihnen.
Stille
Inmitten von allem entspringt der Eine dem Dunkel, und er ist schön, unfaßbar, unwirklich ist sein Glanz, so grazil wie der Tod.
Du spürst ihn kaum, nur seinen Ruf, der lautlos in Dein Herz eindringt, Deine Seele verrät.
Er verführt Dich, spielend, tanzt mit Dir zu der Musik der Stille, dem Takt des Todes.
Der Eine ist gekommen, um Dich zu holen, in die Dunkelheit, die ewige Nacht, oder den Tod.
Wer vermag das schon zu sagen?
Gespräch
- Was sind tiefe Augen für dich?
- Augen, in die ich eintauchen kann mit meinem Blick, meinen Gedanken, meinem Wesen, in denen ich mich verlieren kann für die Ewigkeit, auch wenn sie nur einen Augenblick dauert.
- Hört sich sehr schön an.
- Ist es auch. Das mit Schönste. Fliegen ist schöner. Hinfliegen nicht. Fliegen geht nur in den Armen von Menschen mit tiefen Augen. Hinfliegen geht schnell, wenn sie dich loslassen, ohne Vorwarnung. Das ist das Risiko mit tiefen Augen: Sie sind unergründlich.
- Ja stimmt, ein Partner der sich beim Abschied nach dir umdreht und dir in die Augen schaut, verläßt dich nur für kurze Zeit, doch der, der es nicht tut verläßt dich für immer... ...früher oder später.
Ferne Sterne
„Woran denkst Du?“ fragt sie mich.
„An vergangene Zeiten und zukünftige Sterne.“ Sehnsucht trägt meine Worte.
„Was sind das für Sterne?“ fragt sie mich neugierig.
„Wenn ich das wüßte, wären es keine Sterne mehr.“ sage ich und blicke dabei in Sternenfeuer von Augen, so fern das Verständnis sie niemals erreichen wird.
Am Ende
Und eines Tages, wenn die alten Trommeln schlagen und die vier allumfassenden Reiter die Welt zu grabe tragen,
da werden sie sich alle erheben, groß und klein, alt und jung, arm und reich, häßlich und schön klug und dumm, Mann und Frau, Tod und Leben,
wie ein Wesen werden sie ihre Münder öffnen, ihre Stimmen erheben, und durch alle Zeiten hindurch wird ein Ruf erschallen, der die Erde erbeben läßt:
„Ich Bin Gott“
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Flügel
Flügel aus Federn haben nur Vögel und Engel. Beides bin ich nicht.
Flügel aus Wachs würden schmelzen, käme ich der Sonne zu nahe, oder Dir.
Flügel aus Eisen würden halten, doch sind sie zu schwer und ich zu schwach.
Flügel aus Träumen mögen mich tragen bis der Morgen mich einholt und das Erwachen mich fallen läßt.
Gradwanderung
Hier gehe ich nun auf der Schwelle zur Nacht, vor mir nur Dunkelheit, hinter mir, Zwielicht.
Kann nicht nach vorne eilen, kann nicht zurück, kann auch nicht stehen bleiben, nur, Stück für Stück den Schatten folgen, vom Gestern ins Morgen vom Licht ins Dunkel, vom Jetzt ins Hier,
und beten: "Oh, sterbende Sonne, bleib bei mir, und Du, fahl leuchtender Mond, bleib zurück."
... das Jetzt gibt es kaum, das Hier weicht kein Stück.
Breakdown
Did you hear the cry of the woman in the wall? Did you recognize her voice, did you answer her call?
Did you try to remove every stone, every brick? Did you do it with your bare hands, or did you use a stick or a bar or a hammer, a panzer, maybe? As the dust laid down, tell me, what did you see?
You saw nothing, noone. She was already gone.
Aufgabe
"Bezwinge die Mauer!" ruft eine Stimme mir zu.
Na gut!
Erster Versuch: Klettern. Doch die Wand ist zu glatt und ich zu ungelenk.
Zweiter Versuch: Überspringen. Eine Mauer, die bis in den Himmel ragt? Nächster Versuch.
Dritter Versuch: Übergehen. Netter Versuch, hätte fast geklappt, jedoch, die Mauer ist ignoranter als ich.
Vierter Versuch: Mit dem Kopf durch die Wand. Der Klügere gab nach. Ergebnis: Kopfschmerzen.
Letzter Versuch: Weggehen. ...und ich gehe und laufe und springe und komme, irgendwann auf der anderen Seite der Mauer an.
Fernweh
Manchmal ist das Licht der Sterne mehr Wert als Glanz von Diamant.
Manchmal wird der Wert der Ferne vor lauter Nähe glatt verkannt.
Nachwehen
Nie wieder Sehnsucht Hoffnung Einmal ist Keinmal zu wenig
Frühmorgens
Nur ein letztes mal Dein Haar berühren, Deine Lippen kosten, einen Hauch Deines Lebensatems an mir spüren, Deine Wärme, laß mich sanft verführen, ist so schnell verflogen... ... wie Du auch.
Du und die Rose
Ich siehe die Rosen in Deinen Tränen. Ihre Dornen zerkratzen Dein Gesicht, graben tiefe furchen in die weiche Haut.
Alt bist Du geworden. Die Rosen sind verblüht, ihre Dornen brüchig. Tausend kleine Falten zieren Dein Gesicht wie Narben aus dem Kampf gegen die Zeit.
Nur, manchmal, wenn Du lächelst, da scheinen sie zu verschmelzen, wie Blütenblätter... und ich denke, vielleicht habt Ihr ja doch euren Weg gefunden, Du und die Rose.
Traumgedicht
In meinen Armen liegst Du, warm, zerbrechlich. Dein Körper, unerforschtes, fremdes Land, bewegt sich sanft, wie Wellen, unermeßlich zärtlich gleitet er durch meine Hand.
Ich kenn' Dich kaum, und daß wir hier nun liegen, verdanken wir des Schicksals wirren Geist. Das flüstern Deines Atems läßt mich fliegen, so lang, bis mich der Traum von dannen reißt.
Was morgen ist, wer weiß das schon zu sagen, mag sein, der Wind der Sehnsucht treibt mich fort, vielleicht laß ich mich auch von Wellen tragen zu dem von Sinnlichkeit erfüllten Ort.
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Phantast
Meine Seele lechzt nach dem Prozeß der Schöpfung, schreit und windet sich.
Mein Geist ist ruhig und besonnen, lauert regungslos und still.
Mein Gesicht lächelt friedlich.
Mein Herz singt...
Und schuldlos träume ich davon.
Einlaß
Und wenn Du Dich auch wehrst vor der Erkenntnis, die Festung, Deinen Geist, vor ihr verschließt, die Tore, Deine Ohren, mit geballten "Nein" und "Niemals" unpassierbar machst,
und wenn Du auch mit noch so vielen Worten Fallen aufstellt in dem Feld der Seelen, das Land der Wahrheit tausendfach verminst mit kleinen Lug und Trug und Illusion,
und wenn Du auch die Grenzen Deines Seins noch so breit und fest und hoch ummauerst, selbst, wenn Du Dich zurückziehst und ganz klein in unerreichbar ferne Winkel kauerst,
so hilft es nichts. Die Wahrheit, sie ist längst in Dir gefangen, will doch einfach nur hinaus aus diesem tristen Grau in Lüge und funkelnd schillernd Leben für Dich Sein.
Komm, laß Dich ein.
Was wäre schlimmer?
Wenn Du des Nachts durch einsame Straßen streifst und Deine Schritte hohl Dir folgen wie ein Fremder, wenn der Nebel kalt Dir in den Nacken haucht und der Wind dich berührt wie Spinnweben so fein,
wenn Du vermeinst, ein Lachen zu hören, zart wie Kristall, und doch viel zu schrill, um liebevoll zu sein, oh nein, nicht mal menschlich, eine Katze vielleicht, oder ein Geist,
wenn die Schatten lebendig werden, und Du glaubst Bewegung zu sehen, wo kein Leben ist, wenn viele tausend Stimmen zu Dir flüstern, nicht nur Deinen Namen, oh nein, nur nicht
umdrehen, denn, wer weiß, vielleicht stehe ich ganz dicht hinter Dir und flüstere "Bleib bei mir..."
... vielleicht aber auch nicht.
Der Preis des Sieges
Der Preis des Sieges ist...
Ich kenne das Spiel, die Regeln, den Einsatz, die Chancen, die Tricks und die Fallen, ja, auch die Fallen voll Krallen und Nägeln und Neid und wie man sie stellt und schreit, wenn man fällt...
ich weiß wohl zu spielen, ich kenne den Wert von Stil, Eleganz, und all diesen Masken, die nur dazu dienen um heimlich, im stillen Ränke zu schmieden...
ich weiß, wann ich lächeln muß und wann ich Überdruß zeigen soll, oder toll toben kann, dann und wann... alles hier, nur ein Spiel, und ein Ziel, jeder weiß, es winkt ein Siegerpreis...
... jedoch...
...in meinen Armen liegt die Trophäe. Doch, nehmt mal an, daß ich sie verschmähe...
... was dann?
Jeder Tropfen...
Lügen tropfen von der Decke der Heiligkeit in den Tümpel des Scheins.
Jede hinterläßt im Fallen ein kleines winziges bisschen Einsamkeit.
Als ich Dein Reich betreten will, ist der Eingang versperrt; Gitter aus Tropfgestein.
Zweizeiler
Zeile für Zeile komm ich Dir näher.
Wort für Wort stiehlst Du Dich davon.
Nachricht am Treffpunkt
Ich warte auf Dich mit einem Lächeln Funkeln in den Augen Strahlen vor Freude Rose im Herzen
die Zeit vergeht fliegend zäh zeitig kamst Du nicht vielleicht pünktlich hoffe ich und gedulde mich die Rose welkt
ich warte auf Dich nicht mehr lange denn die Rose ist verblüht ich werde gehen eine neue suchen
doch ich komme wieder also wenn Du dies findest bevor ich Dich finde bitte warte auf mich.
Kette des Lebens
Du atmest Du lebst Du liebst
Du träumst
Du glaubst Du hoffst Du zweifelst
Du suchst
Du leidest Du blutest Du stirbst
Du ruhst
Du schläfst Du erwachst Du schreist
Du atmest
Hoffnung und Angst
Wir sprechen uns fast jeden Tag daß heißt, sie spricht zu mir, ich höre zu.
Wir sehen uns fast jede Woche, doch meistens sehe ich sie an und sie durch mich hindurch.
Wir kennen uns nun schon so lange, nur, ich erkenne sie, sie verkennt mich.
Wir verlieben uns, manchmal ineinander. Dieses Gefühl, sie läßt es zu, ich lasse es fließen.
Wir sind gleich Hoffnung und Angst, schließen einander aus, und können doch ohne den anderen nicht sein.
Nachtwandler
Die Nacht geleitet uns. So höre doch ihre Stimme, wie sie leise flüstert mit dem Wind, und manchmal, wenn es still ist mit den Sternen unbegrenzter Zahl.
Bleib' dicht bei mir, ich möchte Deine Wärme spüren, wie das Leben durch Dich strömt. Schau hinauf. Der Mond schenkt uns sein Lächeln... Nun ja, er hat wohl keine andre Wahl.
Doch dort drüben, sieh nur, fällt ein Stern. Noch im sterben zieht er seinen Glanz glühend um die Erde. Oh, wie gern nähme ich ihm diesen letzten Tanz.
Leg Deine Hand in meine, keine Angst. Ich tu Dir nichts, bin doch nur wie die Nacht. Verberge viel, laß manches heller leuchten im Sternenfeuer Deiner Augen Glanz.
Sinn und Sinnlichkeit
„Ist es sinnvoll?“ fragst Du mich. Fürwahr ist Sinn für mich ein gänzlich fremdes Spiel, sucht es doch am Ende, wie bizarr, nur sich selber noch als wahres Ziel.
Doch auf Ewig immer nur im Kreis sich drehen, niemals wirklich nah noch fern, mag mir nicht gefallen, denn ich weiß, nur der Narr erreicht zum Schluß den Stern.
Ist es Sinnvoll? Nein, das vielleicht nicht, liebevoll schon eher, auch verträumt. Sinn geht mit sich selber zu Gericht und hat dabei die Sinnlichkeit versäumt.
Streit
Tränen, die ich nicht weine vergiften mich innerlich. Worte, die ich nicht sage verätzen meine Kehle. Dinge, die ich nicht tue sind inmitten der Bewegung eingefroren, kein Weg nach vorne, keiner zurück.
Ich stehe vor Dir, sprachlos, den Tränen nahe, unfähig, mich zu rühren, aufrecht.
Du weinst nicht, Du schreist, hebst Deine Hand zum Schlag und läßt sie wieder sinken.
Wir haben beide verloren, ein Stück vom anderen, ein Stück vom Selbst.
Netz aus Blüten
Ein Netz aus Blüten gesponnen, mit Worten schöngemalt fein sorgfältig ersonnen, durch Blut und Leid bezahlt.
Sie werden es nicht sehen, mir in die Falle gehen, denn ich kann sie verstehen, hör ihr verstecktes Flehen...
Ein Netz gewebt so zart, daß keiner ihm entrinnt, vor Lug und Trug bewahrt... ... zerrissen, durch den Wind.
Versetzt
Die drei schönsten roten Rosen erblühen nun in einer Vase nahe dem Eingang, öffnen zaghaft ihre Köpfe.
Sie werden welken, früher oder später, in meiner Vase oder in Deinen Händen.
An Dich glauben
Wieder kommst Du zu mir, nimmst mich in Deine Arme.
Zärtlich streichelst Du mein Haar, küßt meine Tränen.
Du sagst, Du liebst mich immer noch, immer mehr, für immer und ewig.
Ich weiß, Du lügst, Du wirst wieder gehen, den Teil mit Dir nehmen, der mich ganz macht...
...und doch, ich kann nicht anders als an Dich glauben.
Ruhe im Frieden
Ruhet in Frieden, alte Gefühle, zu Grabe getragen zwischen die Stühle.
Ruhe im Frieden, aus und vorbei, kein Grund mehr zu streiten. Endlich frei!
Erkenntnis zum Schluß
Sie sieht mich nicht, geflissentlich blickt sie an mir vorbei. Zwar redet sie mir fröhlich zu, doch ist ihr einerlei, daß meine Augen, tränenblind nach einer Lücke suchen, und meine Lippen, stumm und starr die Wand um sie verfluchen.
Sie liebt mich nicht, das weiß ich wohl, sie sagt es mir so oft, und doch, als sie mir nahe war, da habe ich gehofft, daß hinter dieser Wand aus Stein die kleine Flamme brennt und daß ihr Mund in Jahr und Tag mich noch mit Liebe nennt.
So sitzt ich hier und lausche stumm auf das, was sie erzählt und frage mich, weiß sie denn nicht, wie sehr sie mich jetzt quält, da sie in meinen Armen liegt, wie kalter Stein sich rauh an meine weiche Seele schmiegt...
... sie weiß es ganz genau!
Paradox?
Still bist Du und schweigsam, obwohl Du quasselst wie ein Wasserfall.
Denn selbst, wenn Du ruhig bist, prasselt pausenlos das Ungesagte auf mich ein.
Grabschändung
Hier sitze ich zwischen den Stühlen und habe nichts besseres vor als sinnlos im Dreck zu wühlen. Ich suche nach alten Gefühlen, die ich hier vor Zeiten verlor.
Ich buddle und wühle und grabe, und finde am Ende doch nicht einmal die winzigste Gabe in diesen Gefühlsgrab. Jetzt habe ich um mich und in mir ein Loch.
Nacht am See
Weißt Du, wenn ich die Augen schließe, kann ich all dies spüren...
... die beruhigende Tiefe des Wassers, die unendliche Geduld der Bäume, das uralte Licht der Sterne, die atemlose Stille der Luft...
... Deine Wärme ...
... die Elfen, wie sie, in den Baumwipfeln sitzend sich unsere Geheimnisse zuflüstern und auch die Gnome. Sie lugen unter den Wurzeln hervor und wetten um Töpfe voll Gold ob wir nun Freunde sind oder doch ein Liebespaar oder beides...
... Deine Träume ...
... die Musik der Stille. Weißt Du, man kann sie nicht hören, denn sie liegt knapp außerhalb dessen, was wir vernehmen. Doch wenn Du die Augen schließt und selbst still wirst, kannst Du spüren, wie sie in Deiner Seele schwingt...
... Deine Gedanken ...
... den Frühling, wie er in jedem Ast, jedem Halm, jeder Knospe lauert auf den Kuß des Lebens...
... Deine Sehnsucht ...
... die Zeit, wie sie staunend verharrt, die Sekunden, wie sie lautlos fallen, von uns abprallen, versiegen, die Unendlichkeit des Augenblicks, zwei Seelen, die sich zärtlich berühren zum Tanz verführen, und fliegen ...
... Deine Liebe.
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Seltsam...
„Seltsam...“ beginne ich, um das Schweigen zu durchbrechen, und verstumme gleich wieder, erstickt von der Stille, denn so vieles könnte folgen, zu vieles.
Da ist er wieder, dieser mißtrauische Blick, und Du fragst: „Was ist seltsam?“
Hilflos zucke ich die Schultern. „Ach, nichts.“
... und zu meiner Überraschung nickst Du, ganz so als wolltest Du mir zustimmen.
Ja, seltsam, dieses Nichts, das uns so tief verbindet, so erbarmungslos trennt.
Antworten
Allein in die Dunkelheit fällst Du ohne Halt. Angst vor dem Aufprall oder, noch erschreckender, Angst vor dem ewigen Fall.
Du sagst, ich kann Dir keinen Halt mehr geben. Das tat ich nie.
Du dachtest, Du kannst mich nicht halten, und doch blieb‘ ich bei Dir.
Du meinst, ich lasse Dich fallen, hörst kaum die flüsternde Stimme.
„Ich glaube an Dich. Ich weiß, Du kannst fliegen. Du mußt es nur wollen, die Ängste besiegen.“
Und zärtlich umfangen Dich Schwingen der Nacht, die Abendluft trocknet sanft Deine Tränen.
Fällst Du oder fliegst Du? Nur Du kannst entscheiden. Fliegst Du, dann bin ich der Mond und die Sterne. Fällst Du, so bin ich die Dunkelheit.
Herbstnebel
Nebel steigt lautlos über das Tal, verschluckt die Sonne, zerbricht den Strahl, nimmt Himmel und Erde mit eiskalter Hand die Farben, hüllt sie in sein graues Gewand.
Nebel steigt lautlos über das Tal, verschluckt die Hoffnung, nimmt Dir jede Wahl, jede Richtung, hier gibt es kein Hin oder Her, nur Dich und das Zwielicht, und doch - so viel mehr...
... Schatten und Ratten, Geister und Meister, Diebe der Liebe und Liebe der Diebe, Ziele und Spiele, Richter und Dichter, Einsamkeit, Zweisamkeit, Einheit und Freiheit...
Nebel steigt lautlos über die Qual, verschluckt die Selbstsucht, lockt Dich in das Tal Deiner Einsamkeit, hier wirst Du neu geboren, hast in Deinem Wesen Dich endlich verloren.
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So gesehen
Zum Abschied fast ein Kuß
Lächeln gehe ich meiner Wege, nehme das 'fast' mit mir.
Besser, immerhin als gar kein Kuß.
LeidEndEr
Seit Du gegangen bist, habe ich Durst. Doch meine Kehle ist zugeschnürt, ich kann nichts trinken, nichts sagen, nicht weinen, ausgetrocknet, wie ich bin.
Tausend verschmolzene Tränen sind ein Fluß, der mitreißt und runterzieht bis man ertrinkt. Tausend gebrochene Worte sind wie Regen aus kalten, kristallenen Scherben. Sie schneiden den Schmerz, manchmal töten sie Gefühle.
Seltsam, dieses aus sich selbst entstehen. Oder ist es doch eher auch sich selbst verstehen?
Seit Du gegangen bist habe ich Hunger. Essen hilft nicht. Verhungern werde ich auch nicht. Am Ende frißt er mich auf, oder ich ihn.
Blödes Spiel.
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